Kampf den Rüstungsaltlasten

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Raupenbagger unterstützt die Bergung von Kampfmitteln im Dethlinger Teich

Ein Exponat stach bei der diesjährigen NordBau ganz besonders ins Auge: Der Atlas Raupenbagger 225LC Twin Power. 

Die über 1 Mio. Euro teure Spezialanfertigung ist seit einigen Tagen in der Lüneburger Heide im Einsatz, um dort hochgefährliche Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs zu bergen. Im Südosten von Munster befindet sich der Dethlinger Teich, der einst eine Kieselgur-Grube war.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden darin große Mengen chemischer Kampfstoffe versenkt, die Grube dann mit Bauschutt aufgefüllt und mit Sand abgedeckt. Es existieren keinerlei schriftliche Dokumente oder Zähllisten, daher lässt sich über die genauen Mengen nur spekulieren. Aufgrund der Aussagen von Zeitzeugen, war man zunächst von 3.000 Granaten ausgegangen. Nachdem bis September 2023 aber schon 2.500 Kampfstoffgranaten geborgen wurden, korrigierte der zuständige Landkreis Heidekreis diese Zahl auf 30.000. Das Grundwasser ist stark kontaminiert. Diese besonderen Gegebenheiten machen den Dethlinger Teich und seine Sanierung zu einem einzigartigen Fall in Deutschland und Europa.

Fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs werden die Kampfmittel nun geborgen. Die Dauer der Sanierung wird auf fünf bis sieben Jahre geschätzt, die Kosten dürften sich auf 85 Mio. Euro summieren. Genau lässt sich das aufgrund der unbekannten Kampfmittelmenge nicht vorhersehen. Eine 97 x 107 m große, geschlossene und mit Sensorik versehene Bergungshalle wurde als Schutz errichtet, damit während der Arbeiten keine gefährlichen Stoffe nach draußen gelangen können. Die Kampfstoffe werden aus 15 m unterflur geborgen.

 

Vorsichtsmaßnahme: Eine 97 x 107 m große Bergungshalle mit Sensorik wurde errichtet, um das Austreten gefährlicher Stoffe während der Sanierung zu verhindern

Zuständig für die Sanierungsmaßnahme Dethlinger Teich ist der Landkreis Heidekreis. Er hatte dafür bereits einen Weycor-Radlader AR 480 angeschafft (VDBUM Info berichtete). Für diverse weitere Aufgaben im Zuge der Gesamtsanierung hat er nun Verstärkung in Form eines Atlas Raupenbaggers 225 LC Twin Power erhalten.

  

Transportbereit: Der Atlas Raupenbagger Typ 225 LC Twin Power auf dem Weg zur NordBau, bevor er seinen Dienst in der Kampfmittelbeseitigung in der Lüneburger Heide antritt. 

Zahlreiche Sonderausstattungen

„Der 24 t Bagger wurde bei Atlas Delmenhorst produziert von uns zur Atlas Kern GmbH in Steinbach im bayerischen Wald geliefert. Dort erfolgte der Umbau auf Twin Power-Antrieb“, berichtet Ronald Figiel, Vertrieb Baumaschinen bei der Atlas von der Wehl GmbH im Gespräch mit der VDBUM Info. Die Maschine erhielt zusätzlich zum Diesel-Motor einen E-Motor mit einer Leistung von 130 kW. 85 m fünfadriges Kabel mit einem Leitungsquerschnitt von 5 x 120 mm2 wurden geliefert und eine 400 A-Kupplung. „Die Kosten allein für Stecker und Kupplung lagen bei ca. 9.000,-- Euro“, erklärt Figiel und ergänzt, dass für den Umbau auf Twin Power ca. 300.000,-- Euro investiert wurden.

 

Nachrüstung des Baggers bei Atlas Kern

Der Bagger wurde nachgerüstet mit einem Kern-Kabinenlift von 1.000 mm. Die Kabine kann nach hinten geneigt werden für eine bessere Sicht auf Anbaugeräte und die Baustelle. Sie wurde - einschließlich Boden, Rückwand und Dach - von PSV Shield nach den strengen Standards von STANAG Level II gepanzert und soll einer Detonation von bis zu 6 kg TNT standhalten. „Die nächstgrößere STANAG-Stufe entspräche dem Kampfpanzer Leopard II“, konkretisiert Figiel. Die Frontscheibe ist 56 mm stark, die Seitenverglasung 50 mm, die hintere Scheibe dient als Notausgang. Aufgrund der Schwere der Tür (Panzerung und Glas) wurde die Kabine mit einem elektrischen Türöffner und -schließer ausgestattet. Ein weiteres wichtiges Ausstattungsmerkmal ist die Schutzbelüftung: Wenn der Sensor auf dem Oberwagen chemische Kampfmittel erkennt, wird die Belüftung auf Umluft gestellt. Damit startet die Sauerstoffversorgung durch die drei verbauten Druckluftflaschen (je 300 bar). Der Fahrer kann bei einer Freisetzung giftiger Gase während der Kampfmittelräumung rund 45 Minuten lang in der Kabine bleiben.

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Die Fahrerkabine wurde von PSV Shield gepanzert, nach den Standards von STANAG Level II

Geringer Bodendruck sichergestellt

Der Heidekreis als Auftraggeber forderte einen geringen Bodendruck des Unterwagens. Zur Verteilung des Bodenstrucks wurde das Gerät daher mit einem 5.000 mm langen Unterwagen und einer 1.000 mm breiten Bodenplatte ausgestattet. Nach dem Umbau hat der Raupenbagger nunmehr ein Gewicht von fast 30 t. Zuletzt wurde durch die Firma Dräger noch ein Phosgen-Sensor installiert und kalibriert, dann, gerade vor wenigen Tagen am 9. Oktober, begann der Einsatz des Atlas 225 LC Twin Power am Dethlinger Teich.

Für die Entsorgung der Kampfmittel ist die Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten mbH (GEKA) zuständig. Sie arbeitet seit 1997 im Auftrag der Bundes­regierung. Ihr primäres Ziel ist die sichere und nachhaltige Entsorgung der Hinter­lassen­schaften beider Weltkriege. Der Aushub wird aus der Bergungshalle über Förderbänder in den Außenbereich in Abrollcontainer gebracht. Die gefundenen Kampfmittel werden vor Ort geröntgt und anschließend zur GEKA transportiert, geprüft, dokumentiert und schließlich bei 1.600 C° im Plasma-Hochofen verbrannt.

Quelle: VDBUM-Info (Ausgabe 5-2023), David Spoo - VDBUM-Redaktion

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